Individuelles Gedenken an die erste Sitzung des Erbgesundheitsgerichtes in Potsdam

25. Februar 2021

Am 10. März 1934 fand die erste Sitzung und Verurteilung in dem von den Nationalsozialisten errichteten Erbgesundheitsgericht in der Lindenstraße 54/55 statt. Von 1934 bis 1945 wurden hier am Potsdamer Erbgesundheitsgericht über 3300 Menschen als „erbkrank“ erklärt und deren Zwangssterilisationen angeordnet.

Viele fielen von ihnen erlitten schwere körperliche Schäden oder verstarben an den Folgen.  

Für das Nazi-Regime war der Umbau der Gesellschaft nach erbbiologisch-rassistischen Ordnungsideen ein Schwerpunkt seiner menschenverachtenden Politik.  

Erst 1998 wurden die Zwangssterilisationsbeschlüsse der Erbgesundheitsgerichte durch Gesetz aufgehoben und erst 2007 erklärte der Bundestag das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zu einem NS-Unrechtsgesetz erklärt. Bis heute erfolgt eine Entschädigung nur in Härtefällen im Rahmen des Allgemeinen Kreigsfolgengesetzes.

Individuelles Gedenken am Mittwoch, den 10.03.2021 an der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55  

Bitte beachtet die allgemein geltenden Corona-Maßnahmen

VVN-BdA Potsdam

Todesmarsch vom KZ Lieberose durch Potsdam

2. Februar 2021

Aufruf der Potsdamer Ortsvereinigung der VVN-BdA zum stillen Gedenken auf dem Friedhof in Potsdam-Drewitz am 07.02.2021 anlässlich des Todesmarsches aus dem KZ Lieberose/Jamlitz.

Lieberose war nicht auschließlich Standort eines Außenlagers des KZ Sachsenhausen, sondern in den letzten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft wurde daraus das größte Konzentrationslager im Gebiet des Deutschen Reichs, das in die Vernichtung der europäischen Juden eingebunden war. Der Todesmarsch aus Lieberose in das Konzentrationslager Sachsenhausen, führte zwischen dem 07.02.1945 und dem 09.02.1945 durch Drewitz und Potsdam.

Ursächlich für den Transport der Häftlinge waren die rassistischen Überlegungen zur Vernichtung dieser Menschen trotz der allgemeinen Kriegslage und die Befürchtungen der Nationalsozialisten, dass die Überlebenden über die Verbrechen der Täter*innen Auskunft geben könnten. Die Todesmärsche sind Verbrechen, die direkt im Sichtfeld der Bevölkerung statt fanden. Unübersehbar waren die zahlreichen Todesmärsche der leidenden Häftlinge, die sich durch Dörfer, aber auch durch Städte wie Potsdam, quälten, malträtiert von ihren Peinigern, aber auch geduldet von der Bevölkerung.

VVN-Denkmal in Drewitz in Erinnerung an den Todesmarsch

In Erinnerung an John Schehr und Genossen

1. Februar 2021

Aufruf zum individuellen Gedenken

In Erinnerung an John Schehr und Genossen

1. Februar 2021

Kilometerberg/Schäferberg in Berlin-Wannsee

Der Landesverband Brandenburg der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (kurz VVN-BdA) und die Berliner VVN-BdA rufen dazu auf, am 1. Februar (oder am Wochenende davor) in Berlin am Schäferberg (auch Kilometerberg genannt), den am 1. Februar 1934 ermordeten Antifaschisten und Kommunisten John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz zu gedenken. Aufgrund der Covid19-Pandemie und den geltenden Kontaktbeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen rufen wir in diesem Jahr zu einem individuellen Gedenken auf.

John Schehr wurde am 9. Februar 1896 in Altona als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er erlernte den Beruf des Schlossers und politisierte sich früh. Bereits Ende 1912 wurde er Mitglied der SPD und während des Ersten Weltkrieges trat er zur USPD über. Seit dem Jahr 1920 wurde er, wie Ernst Thälmann, Mitglied der KPD. In der Folge übernahm er mehrere politische Führungspositionen und rückte im April 1932 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag und wurde in den Reichstag gewählt. Er galt als enger Begleiter von Ernst Thälmann. Nach dessen Festnahme im März 1933 übertrug die Kommunistische Internationale den Parteivorsitz der KPD an John Schehr.

Am 13. November 1933 wurde John Schehr verhaftet. Da er als hoher Parteifunktionär der KPD bekannt war, musste er schlimme Folterungen der Gestapo wie schwere Verbrennungen und Augenverletzungen, überstehen. Von John Schehr gab es jedoch keine Aussagen. Als am 1.Februar 1934 der frühere KPD-Funktionär und mittlerweile Spitzel der Nazis, Alfred Kattner, in Nowawes – dem heutigen Potsdam-Babelsberg – ermordet wurde, rächten sich die Nazis sofort, in dem sie John Schehr, Erich Steinfurth, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz aus der berüchtigten Gestapozentrale Columbiahaus nach Wannsee verschleppten. Hier wurden alle vier am Abend des 1. Februars 1934 „auf der Flucht“ erschossen, wie es die Nationalsozialisten propagandistisch verlautbaren ließen.

Verantwortlich für die Hinrichtung war der Polizeikommissar Bruno Sattler, ein ehemaliges Mitglied der „Brigade Ehrhardt“ einem Freikorps-Verband, seit 1931 Mitglied der NDSAP und später SS-Sturmbannführer mit Beteiligung an verschiedenen Kriegsverbrechen.

Noch im gleichen Jahr gedachte der Schriftsteller Erich Weinert mit seinem Gedicht „John Schehr und Genossen“ den Opfern. Hier, am Schäferberg (Kilometerberg), befindet sich eine Gedenkstele für John Schehr und die anderen Widerstandskämpfer, die hier 1934 von den Nazis ermordet wurden. Jedes Jahr rufen die VVN-BdA und andere Organisationen zum Gedenken auf.

Die Stele befindet sich an der Bushaltestelle „Schäferberg“, die vom S-Bahnhof Wannsee und von Potsdam, Glienicker Brücke, mit der Buslinie 316 zu erreichen ist.

Mit freundlichen und antifaschistischen Grüßen

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesverband Brandenburg e.V.

Berliner VVN-BdA e.V.

VVN-Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V.

Kreisorganisation der Berliner VVN-BdA e.V.

Ortsvereinigung Potsdam der VVN-BdA

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