Veranstaltungsreihe im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Potsdam

8. November 2022

Um die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte weiter voranzutreiben, hat sich in diesem Jahr in Potsdam ein Bündnis gebildet. Unter dem Namen „Netzwerk Erinnerungsarbeit“ haben sich die Emanzipatorische Antifa Potsdam (EAP), die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Ortsgruppe Potsdam (VVN-BdA) sowie das Projekt „Erinnerungsorte Brandenburg“ zusammen gefunden. Das Netzwerk Erinnerungsarbeit hat eine Veranstaltungsreihe im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Potsdam auf die Beine gestellt. Die Veranstaltungsreihe beginnt am 09.11.2022 und endet am 09.02.2023.

Mit einer Veranstaltungsreihe soll auf unterschiedlicher Weise eine aktive Gedenkkultur gestaltet werden. Der Schwerpunkt wird hierbei auf jüdischem Widerstand und Selbstorganisierung liegen, sowie auf der persönlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte.

Den Auftakt der Veranstaltungen bildet das Gedenken an die Novemberpogrome 1938 am 09.11.2022. Dieses findet um 19 Uhr am Mahnmal für die Opfer des Faschismus am Platz der Einheit statt.

Am 26.11.2022 folgt der Workshop „Der Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft: Wege zur eigenen Recherche“ von Dr. Johannes Spohr.

Der Nationalsozialismus wirkt auf vielfältige Weisen bis in die heutige Gesellschaft hinein. Viele fragen sich heutzutage, welche Rollen ihre Familienangehörigen, Bekannten, KollegInnen oder Vereinsmitglieder während dieser Zeit innehatten. Wer sich auf den Weg der Recherche begibt, ist nicht immer im Besitz umfangreicher Dokumente. Manchmal liefern Erzählungen aus der Familie erste Anhaltspunkte. Einige beginnen die Suche ohne jegliches Vorwissen. Auch das ist möglich, denn Archive und Institutionen bieten heute zahlreiche Möglichkeiten, den eigenen Fragen nachzugehen. Doch wie gelange ich an welche Informationen? Und wie sind die Ergebnisse zu verstehen? Diesen Fragen können die TeilnehmerInnen sich im Workshop mit professioneller Anleitung und Unterstützung widmen. Der Historiker Johannes Spohr leitet durch den Tag, liefert Grundlagen, Anregungen und Tipps und geht auf individuelle Fragen zur Recherche ein.
Anmeldung unter: gedenken-in-potsdam@riseup.net

Im neuen Jahr geht es dann am 18.01.2023 um 19 Uhr im HausZwei mit dem Vortrag von Prof. Dr. Andrea Löw weiter. Der Vortrag beschäftigt sich mit der Selbstbehauptung und dem Widerstand von Jüdinnen und Juden während des Holocaust.

„Die Hauptsache, daß mein Traum verwirklicht ist. Ich habe es erlebt, eine Widerstandsaktion im Warschauer Getto. In ihrer ganzen Pracht und Größe“ Dies schrieb Mordechai Anielewicz, der Kommandant der Jüdischen Kampforganisation, während des Aufstands im Warschauer Getto kurz vor seinem Tod an einen Freund. Dieser Aufstand wurde zum Symbol der jüdischen Auflehnung gegen das NS-Regime. Die Bedingungen für Widerstand waren jedoch ungeheuer schwierig und so kam es nur selten zu bewaffneten Revolten. Dennoch: Jüdinnen und Juden in Europa haben sich auf verschiedene Art und Weise den Nationalsozialisten widersetzt. Im Vortrag werden die Bedingungen und Probleme von jüdischem Widerstand diskutiert und, mit einem Schwerpunkt auf dem besetzten Polen, verschiedene Formen der Auflehnung und der Selbstbehauptung von Jüdinnen und Juden dargestellt.

Am 27.01.2023 jährt sich der 78. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Für die Gedenkveranstaltung treffen wir uns um 16 Uhr auf dem Platz der Einheit am Mahnmal für die Opfer des Faschismus.

Am 01.02.2023 um 19 Uhr geben Julia Kleinschmidt und Nina Zellerhoff vom Moses Mendelssohn Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien im KuZe (Hermann Elflein Str. 10) einen Input zur „Hachschara als Erinnerungsort. Digitale Erschließung und Vermittlung am Beispiel Brandenburgs“.

Am 09.02.2023 findet der Abschluss der Veranstaltungsreihe im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Zum Gedenken an den Todesmarsch aus dem KZ Lieberose treffen wir uns um 18:30 Uhr auf dem Friedhof in Drewitz. Der Todesmarsch aus dem nahe Cottbus gelegenen KZ führte nach Oranienburg in das KZ Sachsenhausen und durchquerte auch Potsdam.

All die Veranstaltungen zeigen die Vielfältigkeit von Gedenken. Wir versuchen uns weiter mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Schlussfolgerungen für das Heute zuziehen.

Erinnern-Mahnen-Gedenken